Freitag, 30. Juni 2017

Den Mund voll ungesagter Dinge (Rezension)

Titel: Den Mund voll ungesagter Dinge

Autorin: Anne Freytag

Verlag: Heyne fliegt

Seiten: 400

Preis: 14,99 € (Broschur)

ISBN: 978 3453271033


zum Buch



Inhalt:
Sophie hat es nicht einfach: nicht nur dass ihre Mutter abgehauen ist, als sie noch ein Baby war, jetzt will ihr Vater auch noch zu seiner neuen Freundin und deren Söhnen und Hund von Hamburg nach München zu ziehen.
Die 17-Jährige hat eigentlich vor sich in ihrem Zimmer zu verkriechen und ihr Abi einfach nur so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.
Und während sie in Hamburg zwar immer mal wieder mit Typen auf Partys rumgemacht hat, stellt sie sich trotzdem immer wieder eine Frage: Was ist Liebe eigentlich. Denn richtig ernst ist es für sie noch mit keinem der Jungs geworden.
Doch dann trifft sie Alex: Das gut gelaunte Nachbars-Mädchen, das ihr ihr Leben in München vereinfachen will und Sophie dazu bringt, sich ihr immer mehr zu öffnen.
Diese ist glücklich, eine Freundin gefunden zu haben, bis ein Kuss alles durcheinander bringt.


Meine Meinung:
Seit das Buch erschienen ist wollte ich es unbedingt lesen. Nicht nur, dass ich davon positiv überrascht war, dass ein Jugendbuch mit LGBT-Charakteren, und dann auch noch von einer deutschen Autorin, hier erscheint. Ich habe mich, sobald ich den Klappentext gelesen hatte, auf die Geschichte von Sophie und Alex gefreut und darauf hingefiedert sie zu lesen.
Und: das Cover ist irgendwie schlicht, aber trotzdem schön, und so knallrot, dass es ein totaler Blickfang im Bücherregal ist. Ich liebe es.
Und wenn ich als fauler Mensch eine Rezension zu einem Buch schreibe, was weder ein Rezensionsexemplar war, noch was ich einfach nochmal selbst "durcharbeiten" muss, weil es so komisch war, sondern einfach "nur" gut ist, will das schon was heißen.


Wenn man Sophie am Anfang des Buches kennenlernt, ist sie wie wir alle: ein Mädchen im Teenageralter, dafür relativ reif, die natürlich nicht aus ihrer Heimat gerissen werden will und sich auch gar nicht auf ihre "neue Familie" einlassen möchte. Sofort konnte ich mich in die Protagonistin hineinversetzten, obwohl die Geschichte nicht einmal richtig losgegangen war.


Generell sind die Charaktere, wie ich es von Anne Freytags Büchern gewohnt bin, alle so real und menschlich erschaffen und unglaublich authentisch.
Auch wenn Sophie es nicht zeigen, und selbst auch nicht glauben möchte, wird uns, wie auch ihr, die Freundin ihres Vaters mit deren Söhnen doch ein kleines bisschen sympathisch.
Und spätestens wenn Alex, das Nachbarmädchen, das am Ende doch kein Junge ist, in die Geschichte eingeführt wird, wird alles noch lebendiger und auch Sophie offener allen und allem gegenüber. Sie ist zwar nicht schüchtern, aber trotzdem eher verschlossen, und durch die Szenen mit ihrem besten Freund merkt man, dass sie ein überaus sympathisches Mädchen ist, das nur nach außen nicht immer herüberbringen kann.
Und trotzdem wirkt sie keinesfalls wie ein zu bemitleidender oder nerviger Teenager, sondern wie eine 17-Jährige Schülerin, das man ins Herz schließen muss, weil sie selbst ein großes hat.
Mit Alex lernen wir dann einen neuen Buchcharakter und Protagonisten kennen und lieben. Sie hilft Sophie dabei, der Mensch zu sein, der sie sein möchte, ohne sie zu verändern, und kann dabei genau so auf Sophies Hilfe und Unterstützung zählen, die sich die beiden gegenseitig geben.
Während Sophie mit ihrer Familie über das alles nicht redet - sie will Lena, die Freundin ihres Vaters, einfach nicht mögen, obwohl sie doch eigentlich alles richtig macht - vertraut sie sich Alex um so mehr an.


Wie Anne Freytag in Den Mund Voll Ungesagter Dinge mit dem Thema der Selbstfindung umgeht und Sophie und Alex mehr über sich selbst herausfinden lässt, ist keineswegs ratgebermäßig gestaltet, kann aber sehr viel mit auf den Weg geben. Sophie denkt viel nach (ohne dass das Buch langweilig oder gezogen wirkt), genau wie es wahrscheinlich ein Großteil der Jugendliche machen würde, wenn sie in ihrer oder einer ähnlichen Situation wären, ist aber ein unglaublich mutiges und starkes Mädchen, das ein Vorbild für viele gelten kann. Manche ihrer oder Alex´ Handlungen sind so menschlich und verständlich, dass es egal ist, ob sie gut oder schlecht sind, sie machen das Buch zu etwa greifbaren und glaubwürdigen.

Ein Punkt, der mich anfangs etwas verwundert hat, ist, dass die beiden sehr bald und sehr viel Sex miteinander haben. Anderseits wird dadurch aber noch einmal klar, dass das, wo man ja weiß, dass die beiden beide schon öfter mit Typen geschlafen haben (Sophie eher mal auf ner Party, Alex mit ihrem festen Freund), auf einmal viel mehr bedeuten kann, als nur ein körperliches Zusammenspiel.

Das komplette Buch hat eine total schöne, aber trotzdem kein bisschen kitschige Geschichte. Ich selbst habe das Buch an nur einem Tag gelesen, weil ich es nicht aus der Hand legen konnte, ohne an Sophie und Alex zu denken.

Den Mund voll ungesagter Dinge ist eine absolute Leseempfehlung von mir - 5/5 Sterne!



Wenn jemand von euch das Buch schon gelesen hat, würde ich mich total freuen, eure Meinung zu hören, indem ihr mir einen Kommentar hinterlasst oder mir den Link zu eurer Rezension schickt (gerne auch als Kommentar) <3 Bis bald!